Erläuterungen zum Bild „Tod und Feuer"

41x53 cm               11.02.2000

„Tod und Feuer“ sollte, wenn die Aufstellung gelingt, Mittelteil eines Flügelaltars („Polyptychon") mit 2 Flügeln, mit Predella und Gesprenge sein. Der Titel ist einem mich besonders beeindruckenden Bild entlehnt, das Paul Klee als eines seiner letzten gemalt hat (1940, 46 x 44 cm, Öl- mit Kleisterfarben). Die farbige Abbildung ist in einem der wenigen Bücher zu finden, die ich mir 1960 kaufen konnte, weil das mir damals zur Verfügung stehende Geld für Familie und Doktorarbeit verwendet werden musste (G. SCHMIDT: Malerei in Deutschland 1918-1955).- 66 S. (S. 56); (Köster) Königstein im Taunus (1960).

Der zentrale Teil ist eine Schraube, in eine Mutter eingedreht, die wiederum auf ein Eisenblech aufgeschweißt ist. Ich entdeckte das Objekt am 14.1.2000 vor dem Museum für Moderne Kunst in Frankfurt, als ich J.- Chr. Ammann zu seinem 61. Geburtstag mein Materialbild „Agent Orange" auf einer Staffelei vor sein Arbeitszimmer stellte. Der rechte rote verkieselte Sandstein („Feuer") stammt aus meinem Diplom- und Doktorarbeitsgebiet aus der Gewann „Bitternell" WNW von Neuleinigen (Nordpfalz) (s. Erläuterung des Bildes „Bitternell"). Der linke Stein („Tod") ist eine außen weiß verwitterte Feuersteinknolle (Flint) von der Ostseite des Timmendorfer Strands, dem Uferbereich der Brodtener Steilküste. Dort war ich zum ersten Mal am 15.4.1989 zusammen mit Bo, die damals in Hamburg an einer Tagung teilnahm, zum 2. Mal allein vom 24.4.-1.5.1999 wegen steinzeitlicher Feuerstein-Werkzeuge, die ich beim ersten Besuch am Strand vor der Steilküste entdeckt hatte.

Das darunter angebrachte Kästchen ist ein im Januar 2000 in der Wiesbadener Theodor-Körner-Straße aufgelesenes, mit moderner Elektronik versehenes Modul, und das untere Objekt ein gebleichter Oberkiefer- und Schädelrest eines Rehbocks, den ich am 18.8.2002 am Westrand des Oppenheimer Kalksteinbruchs gefunden hatte. Der heute offen gelassene Tagebau mit seinen mächtigen, weißen, alttertiären Algenkalkriffen spielte im Zusammenhang mit meiner Dissertation, später auch durch die überlagernden, von Mangan- und Eisenerzen schwarz, rot und violett und von Halloysit-Tonbändern weiß gestreiften jungtertiären kiesigen Rheinsande, teils in Dolinen erhalten, während meiner Lehrtätigkeit an der Universität Frankfurt eine bedeutende Rolle.

Die Mausefalle, die ich in den Jahren 1998/99 kaufte, ist eine Lebendfalle „Maus“), die mich an die 80er Jahre zurückdenken lässt (Bo nannte mich hin und wieder „Maus“), unter anderem auch deshalb, weil sich damals in meiner im 5. Stock gelegenen Küche gelegentlich eine Maus einfand, die ich am 7.1.1999 fangen konnte und im Hinterhof frei ließ. Darüber ist der etwas verwitterte Unterkiefer eines Wildschweins angebracht, eine Erinnerung an die zig Wanderungen in und um Kaub, als ich mich bei jahrelangen Gelände- und Literaturstudien mit dem Leben des Marschalls Blücher beschäftigte, vor allem in Bezug auf seinen Kauber Rheinübergang in der Neujahrsnacht 1813/14 mitsamt seiner Armee. Das Wildschwein ist in den letzten Jahrzehnten ein typischer und häufiger Vertreter der Fauna im Mittelrheintal geworden

Das obere rechte Eisenstück ist ein Fund aus dem Jahre 2000 während eines Spaziergangs an meinem Geburtstag (31.1.) von der Universität an der Bockenheimer Warte bis zur Schirn-Kunsthalle nahe des Doms, stammt also aus dem Umfeld meiner 29jährigen Tätigkeit in Frankfurt. Den linken oberen Abschluss bildet ein Bombensplitter von der Weinbergslage  „Steigerberg“ bei Eckelsheim in der sog. Rheinhessischen Schweiz, den ich oberhalb eines riesigen Sand- und Kiestagebaus während einer Wanderung am 24.05.1999 auf einem Weg auflas. In den als „Meeressand" bezeichneten alttertiären Küstenablagerungen vor einem permischen Ryolithmassiv finden sich Reste von Meeresbewohnern, u.a. von Austern, Korallen, Muscheln, auch Seekuhknochen und Haifischzähne, so dass das Gebiet gerne von Instituten und Fossiliensammlern aufgesucht wird. Ich war während meiner studentischen Ausbildung mehrfach dort, später wegen der Haifischzähne und ab 1968 als Bodenkundler, um Studierenden die mehrere Meter tief reichenden Verbraunungs- und Entkalkungshorizonte und Kalkausfällungen der oberen Bereiche des Meeresands vorzuführen. 1997 entdeckte Dr. Winfried Kuhn, ein Geologe vom Mainzer Landesamt für Geologie und Bergbau, einen von der Brandung des alttertiären Meeres glattgeschliffenen Küstenstreifen mit Kolken und Kliffs auf dem Ryolith-Untergrund. Die freigelegte Küste besuchte ich öfters, um die Brandungsphänomene zu fotografieren, Fossilien oder schöne Gerölle zu sammeln.

Das Mittelstück des Flügelaltars ist damit genaugenommen ein Reliquiar, im dem mir kostbar erscheinende „Reliquien" aus meinem Leben aufbewahrt werden. Ähnliches gilt ja für viele meiner Materialbilder, auch für die beiden Seitenflügel und das stehende obere und das hängende untere Bild. Wenn die Aufstellung in Kreuzform nicht durchführbar ist, sollten alle 5 Bilder, mit „Tod und Feuer" in der Mitte, gereiht aufgehängt werden, so wie das zur Zeit in meiner Wohnung mit etlichen Bildergruppen der Fall ist.