Erläuterungen zum Bild „Selbstbildnis 1999“

   55 x 80 cm       22.8.1999

Der verwitterte Stahlträgerrest stammt von einem Neubau eines Wohnhauskomplexes und lag lange Zeit unbeachtet am Straßenrand zwischen dem „Platanenhof“ und der Henkell-Eisbahn in dem Wiesbadener Stadtgebiet Kleinfeldchen, in dem sich auch mein 500 m² großer Pachtgarten befindet. Am 19.7.1999, auf dem Weg zum Garten, hatte ich den blitzartigen Einfall, das dem  griechischen P (Pi) gleichende Stahlträgerstück in das nur 300 m entfernte Gartenhäuschen mitzunehmen, um es für ein Selbstbildnis zu verwenden. Am 13.8. trug ich es nach Hause in die Johannisberger Straße, um mit der Bearbeitung zu beginnen, die ich am 22.8. abschloss.

Die Idee, das griechische P als Abkürzung meines Nachnamens und alsMonogramm für meine Bilder zu benutzen, geht auf die Kriegs- und Nachkriegszeit zurück, als ich in den Bücherschränken meines Vaters herumstöberte und Künstler wie Feuerbach, Rembrandt, Runge, Dürer, Rodin, Riemenschneider, Grünewald und Leonardo da Vinci entdeckte, wobei mir Dürer wegen seines einprägsamen Monogramms besonders imponierte. Ich übernahm die Anregung und benutzte ab den 70er Jahren das griechische P (Pi).

Bei langjähriger Beschäftigung mit chinesischer Kunst (eingeschlossen 2 VHS- Kurse Chinesische Sprache) stieß ich beim Studium der japanischen auf das (dem mir vertrauten Pi ähnelnde) „torii“, das sich aus 2 freistehenden, senkrechten Holzpfeilern mit verbindenden, seitwärts verlängerten Querbalken zusammensetzt und als Eingangsportal zum Shinto-Schrein angesehen wird. In Anlehnung an das torii könnte man das kleine, vor dem Datum am unteren Rand der Materialbilder angebrachte Pi als Durchgang zu meiner Bilderwelt verstehen.

Das stählerne, die gesamte Bildfläche dominierende Pi sollte deutlich machen, dass der Dargestellte jetzt, 10 Jahre nach 1989, sein Umfeld überblickt, für Besuche offen ist,  und,  im Untergrund wie ein torii fest verankert, zu erwartenden Stürmen trotzen kann. Die auf der Oberseite des Querbalkens befindlichen Stahlstangen zeigen, dass ihn (1999)  etliche Ideen beschäftigen, die noch in die Tat umgesetzt werden müssen.