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Erläuterungen zum Bild „Selbstbildnis 1988“
70 x 80 cm 1.7.1988
Das
überwiegend grün, nur am Rand blau bemalte Eisenblech, vermutlich Teil eines alten
Autos, fand ich 1988 am Waldrand zwischen der Autobahn Frankfurt-Heidelberg und
der Waldabteilung 31 des Treburer Oberwalds, einem Gemeindewald, 1 - 2 km von
Walldorf und 4 - 5 km südöstlich des Frankfurter Flugplatzes gelegen. Das Jahr lag in der Zeit einer
tiefen Beziehung zu „Bo“ (in Anlehnung an „die Traumfrau“ Bo Derek so genannt)
und intensiver bodenkundlicher Beschäftigungen, unter anderem mit der damals
von Grünen, Ökologen, Umweltschutz, Forst, Universitäten und Regierungen
kultivierten Waldsterbenshysterie. Für eine von der Gemeinde Trebur
finanzierten Untersuchung und unter Mithilfe einiger Diplomanden legten wir mit
Schaufel und Spaten 12 unverschalte, bis 5 m tiefe Gruben in grundwasserfreien
Böden aus Sand und Kies an, jeweils ca. 2 m vor den Stämmen kranker und
gesunder Altbuchen-, -eichen und -kiefern. Es war praktisch der Höhepunkt
meiner beruflichen Situation, da neben den üblichen bodenkundlichen und
geobotanischen Aufnahmen auch
bodenphysikalische, -chemische und -ökologische Untersuchungen über
Wasserspeicherung und -kapazität, Nähr- und Schadstoffhaushalt in Gelände und
Labor durchgeführt werden konnten. Es interessierten nicht nur die oberen 50 –
100 cm der Böden, dunkel- bis olivbraun gefärbt durch eingemischten, inzwischen
großenteils verwitterten Bimstuff, also vulkanische Asche, die von der Eruption
des Laacher-See-Vulkans stammte, der vor etwa 12.920 Jahren seine „16 km³“
umfassenden Auswurfmassen überwiegend in Eifel, Hunsrück, Pfalz, Taunus,
Vogelsberg, Hochsauerland, Ederbergland, Rhön und Rhein-Main-Gebiet abgelagert
hatte . Meines Erachtens sind es weit mehr als 16 km³, weil die meisten
Laacher-See-Bearbeiter die tatsächliche Verbreitung des Tuffs gar nicht kennen.
Tuffreste dieser katastrophalen Eruption kann man bis in die Rhön-Hochmoore,
bis nach Berlin, bis zum Mjösa-See bei Oslo und bis ins Rhône-Tal aufspüren.
Von Interesse waren auch 1-3 m tiefe Verpressungen solcher dunkelolivbraunen
Bereiche („Taschenböden“, s. W. PLASS: Erläuterungen zur Bodenkarte von Hessen,
Bl. 5917 Kelsterbach.- 206 S. (Hess. Landesamt f. Bodenforschung) Wiesbaden
1972, mit farbiger Bodenkarte 1:25.000), entstanden durch Auftau- und
Frostprozesse gegen Ende der letzten Eiszeit, sowie der mittlere und untere Teil der Böden bis zur
untersten Wurzelspitze wegen der damals im Zusammenhang mit dem Waldsterben
vieldiskutierten Speicherkapazität von Wasser, Nähr- und Schadstoffen, der
Einträge und Speicherung sehr beachtlicher und verdächtiger Nitrat- und Sulfat-Mengen
und wegen des offenbar stark schädigenden Einflusses von Trockenzeiten.
Die
Ergebnisse wurden in einer Diplomarbeit von J. Heinzelmann (Frankfurt a. M.)
und als Gutachten für die Gemeinde Trebur dargestellt. Die Jahre 1988 waren
gleichzeitig der Höhepunkt der Beziehung zu Bo, so dass mir das Blech im
Augenblick des Auffindens spontan als Brustpanzer einer prächtigen
Ritterrüstung erschien. Die Farben sind originale Bemalungen, sie wurden
lediglich mit Lack überzogen, um sie vor Verwitterung zu schützen. Das Bild ist
Teil der „Adam und Eva“-Gruppe und hängt seit der Fertigstellung am 1.7.1988 an
einer Wand meines Wohnzimmers.
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