Erläuterungen zum Bild „Philipp O me“

   60 x 115 cm     11.3.1990

Mit Bo, deren Name  ich für die Bildbeschreibungen dem amerikanischen Film „Die Traumfrau (mit Bo Derek in der Hauptrolle) entliehen habe,  lebte ich von 1986-89 zusammen. Die mit Hilfe von Fundmaterialien Dargestellte ist durch  2  gleiche, selbstständige und dicht nebeneinander angebrachte, langgestreckte, kastenförmige Eisenbandbleche zweigeteilt, die von einem schmuckartigen Zierblech nach oben abgeschlossen und von einem schützenden, schleierähnlichen Eisenband umhüllt werden, das an beiden Seiten tief herunterreicht. Die rostigen Eisenteile fand ich in einer damals offenen Mülldeponie 1 km nordwestlich Weinheim (bei Alzey), wo ich früher auf den westlich anschließenden Äckern gut erhaltene alttertäre Turmschnecken (Tympanotomus margaritaceus) aufsammelte, die heute, in Holzrahmen aufgeklebt, in meinem Arbeitszimmer hängen. Im oberen Abschnitt des linken Bandblechs sollen Türschlossverkleidung und Vorhängeschloss auf großen Familiensinn und ausgeprägte Häuslichkeit hinweisen. Der darunter befestigte Stein erinnert an  einen  typischen Aufschluss in der Nähe ihres Dorfes. Bo wohnte damals in dem  400 m hoch gelegenen Ruppertshain östlich von Königstein (Taunus). Einer unserer beliebten Spaziergänge führte über den Atzelberg (507 m) an seinem hölzernen Luisenturm (am 5.8.2008 abgebrannt) vorbei über die Eppenhainer Wiesen hangabwärts durch den Wald nach Ehlhalten und das Silberbachtal aufwärts auf dem Kramerweg zurück. Am westlichen Wiesenrand begann ab einem heute noch vorhandenen Gartenhaus der in die steilen Hänge angelegte Waldweg, in dessen mittleren Bereich (bei 300 m ü. NN) auffallend seidenglänzende, grüngraue, rotbraune bis violette  unterdevonische Tonschiefer angeschnitten sind, durch Schieferung, Schichtung und Faltung feingewellt und feingestreift. Von hier stammt der oben erwähnte Lesestein.

Der im oberen Abschnitt des rechten Bandblechs angebrachte rote Schraubstock soll ihr hartnäckiges Festhalten auf Legalisierung der Beziehung und Gründung einer Familie verdeutlichen, die auch rot angemalte Arretierung (ein Fund auf einer Straße bei Giraniga während eines gemeinsamen Urlaubs im Juli 1987 in Graubünden, Schweiz) ihr Bestreben, von ihren einmal gefassten und  Plänen nicht loszulassen. Ich war damals aus Gründen der Finanzierung (bei eigener Familie und eigenem Haushalt)  nicht in der Lage, ohne ausgereifte Planungen derartigen Forderungen nachzukommen, auch wollte ich die aktive Beschäftigung mit Kunst, eins meiner seit der Jugendzeit lebenswichtigen Anliegen,  nicht aufgeben. Wie die vielen nach innen gerichteten Nägel andeuten sollen, litt sie unter diesen Verzögerungen, an meiner ihren drängenden Vorhaben kaum förderlichen Bilderproduktion, vor allem durch den Geruch von Lacken und organisch-chemischen Lösungsmitteln, nach ihrem Abschlussexamen an etlichen Unzulänglichkeiten ihrer Arbeitsstellen und auch an der Tatsache, dass mit mir ihre Vorstellung von einer „Hausfrau und Mutter mit Haus im Grünen“ vorerst wohl kaum zu verwirklichen sein würde.

Der Name Phillip steht für „Zappelphilipp“ (s. H. HOFFMANNs „Struwwelpeter“) auf Grund ihrer häufig  schwankenden Meinungen und Verhaltensformen, soll aber auch an die Waldabteilung „Philippsruhe“ erinnern, 8 km nordöstlich von Waldeck (Edersee) gelegen, die während eines ersten gemeinsamen Bodenkunde-Geländekurses (23.- 29.3.1986) wegen der dort vorkommenden, dick mit Weißmoos bedeckten, mehr als 1 m tief entwickelten und völlig versauerten Podsole (die typischen Böden der  Taiga) vorgeführt worden war, aber auch an das Ende (1990) bei einem Treffen im Park des Hanauer Schlosses „Philippsruhe“. Inzwischen hat jeder, allerdings unter großen Opfern und veränderten Vorstellungen, mehr oder weniger das erreicht, was er wollte: Sie -- Familie mit Kindern und Haus, ich – Wohnung, Werkstatt und Museum mit eigenen Bildern.