Erläuterungen zum Bild „Der Marathon-Mann“

(Dimitrios Urdas)

   39 x 58 cm       29.3.1997

Dimitrios Urdas (*1952) lernte ich 1978 an der Frankfurter Universität im Institut für Physische Geographie kennen, als er als Student der Physischen Geographie das Fach Bodenkunde belegte. Im Laufe der Zeit freundeten wir uns an, oft war er Hiwi, Hilfsassistent oder Assistent im Fach Bodenkunde oder im Fach Hydrologie meines Kollegen Prof. Dr. W. Brinkmann, bei dem er seine Diplomarbeit anfertigte. Viele Jahre arbeiteten wir tagsüber oder nachts in den Labors des (heute abgerissenen) „Altchemie“-Gebäudes am AAS,  an Sieben und pH- oder Photometern. Besonders hilfreich stand er mir zur Seite in den Jahren ab 1990 nach der Trennung von Bo, als ich in das allseits bekannte Schwarze Loch gefallen war, und er mich zu heftigem Arbeiten anregte. Im Zusammenhang mit meiner Beschäftigung mit dem Waldsterben  holten wir Bodenproben über paläozoischen Quarziten der Harz-Hochlagen, über Gipslagern im Vorharz, über Basalten in der Rhön, über Buntsandstein im Solling und über unterkarbonischen Schwarzschiefern im Sauerland.

In Ferienzeiten waren wir in seiner ostgriechischen Heimat Makedonien, untergebracht bei seinen Eltern in Skotousa (bei Serres) oder dort am Meer in einem Gartenhaus, später auch auf Kreta, wo wir die Insel von  Chania aus bis zur Suda-Bucht , zum Ida-Gebirge und  zum Flugplatz Maleme durchstreiften, ein Gelände, das mich besonders interessiert hatte im Zusammenhang mit der Besetzung der Insel im Mai 1941 durch deutsche Fallschirmjäger, sowie 2mal zusammen mit dem Kollegen Brinkmann in Finale an der Küste Liguriens (Italien) wegen einiger geplanter Diplomarbeiten im Fach Hydrologie.

Die Beatles-artige Pilzfrisur war inzwischen einer etwas weniger dichten und weniger auffälligen Haartracht gewichen, so dass Urdas -- teils auch wegen der Sonnenbestrahlung -- täglich einen schwarzen Hut trug, wie  das durch Drafy Deutscher, Udo Lindenberg und Joseph Beuys  in Mode gekommen war. 1983 hatte ich im Zusammenhang mit dem Waldsterben eine Schrift über das Schwermetall Molybdän verfasst, das in Enzymen  der Blätter und Nadeln eingebaut, bei der Verarbeitung  des Nährstoffs Nitrat (das tonnenweise, zusammen mit Sulfat, auf dem Wege über die Luft in die Wälder eingetragen wurde) eine übergeordnete Rolle spielt (W. PLASS: Zum Waldsterben in Westdeutschland. Molybdänmangel bei Sulfat- und zeitweise Nitrat-Überangebot.-Eine Hypothese-.(Geoökodynamik, IV:19-38,  Darmstadt 1983). Da die unterkarbonischen Schwarzschiefer relativ hohe Anteile an Molybdän besitzen, verlegte ich meinen sommerlichen Bodenkundlichen Kartierkurs für Fortgeschrittene ab 1992 in das Hochsauerland, wo solche Gesteine großflächig unter Altbeständen zu Tage treten, früher auch zur Alaungewinnung abgebaut worden waren.

Dort ist in einem aufgelassenen, noch heute zugänglichen Steinbruch im Nuhne-Tal nördlich Hallenberg die ehemalige oberdevonische Meeresoberfläche mächtiger Gesteinspakete aus Grauwacken  aufgeschlossen, die, mit etwa 45 Grad zu Straße geneigt und mehrere Zehner Meter breit, bis hoch zum Waldrand reicht. Inmitten der Felsbrocken vor dem unteren Ende des Aufschlusses fand ich am 22.7.1993 die  beiden Eisenteile, die ich für das schmale asketische Gesicht und den typischen schwarzen Hut von Urdas verwenden wollte, zusammen mit einem original durch Schrauben verbundenen Eisenblech-Rest, der den üblicherweise von Urdas getragenen Seidenschal (meist weiß, hellblau oder schwarz) darstellen, und , blau übermalt, zusammen mit dem Weiß des Bilduntergrundes an die Landesfarben Griechenlands erinnern soll.  Der Bildtitel weist darauf hin, dass er noch immer  und fast täglich am Nidda-Ufer vom Fernsehturm Frankfurt aus in Richtung Bad Vilbel seine Strecke läuft, falls er nicht gerade wieder einmal in seinem Heimatdorf Skotousa am Um- und Ausbau seines elterlichen Bauernhofs arbeitet.