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ANMERKUNGEN
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"Ich
bin von Natur so wenig dankbar als irgendein Mensch, und beim Vergessen
empfangenes Guten konnte das heftige Gefühl eines
augenblicklichen Mißverhältnisses mich sehr leicht
zum Undank verleiten.
Diesem
zu begegnen, gewöhnte ich mich zuvörderst, bei allem,
was ich besitze, mich gern zu erinnern, wie ich dazu gelangt, von wem
ich es erhalten, es sei durch Geschenk, Tausch oder Kauf, oder auf
irgend eine andre Art. Ich habe mich gewöhnt, beim Vorzeigen
meiner Sammlungen der Personen zu gedenken, durch deren Vermittlung ich
das Einzelne erhielt, ja der Gelegenheit, dem Zufall, der entferntesten
Veranlassung und Mitwirkung, wodurch mir Dinge geworden, die mir lieb
und wert sind, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Das,
was uns umgibt, erhält dadurch ein Leben, wir sehen
es in geistiger, liebevoller, genetischer
Verknüpfung, und durch das Vergegenwärtigen
vergangener Zustände wird das augenblickliche Dasein
erhöht und bereichert; die Urheber der Gaben steigen
wiederholt vor die Einbildungskraft hervor, man verknüpft mit
ihrem Bilde eine angenehme Erinnerung, macht sich den Undank
unmöglich und ein gelegentliches Erwidern leicht und
wünschenswert. Zugleich wird man auf die Betrachtung
desjenigen geführt, was nicht sinnlicher Besitz ist, und
rekapituliert gar gern, woher sich unsere höheren
Güter schreiben und datieren."
J. W. v.
Goethe: Dichtung und Wahrheit, 2. Teil.- John, J.: Goethe
Brevier.- 421 S. (S. 244); (Reclam) Stuttgart 1989. |
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"Indem der
Künstler irgendeinen Gegenstand der Natur ergreift, so gehört
dieser schon nicht mehr der Natur an, ja man kann sagen: daß der
Künstler ihn in diesem Augenblick erschaffe, indem er ihm das
Bedeutende, Charakteristische, Interessante abgewinnt oder vielmehr
erst den höheren Wert hineinlegt."
J. W. v. Goethe: Propyläen, Einleitung.- John, J.: Goethe
Brevier.- 421 S. (S. 129); (Reclam) Stuttgart 1989. |
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"Künstler
haben gewöhnlich die Meinung von uns, die wir von ihren Werken
haben."
Marie v. Ebner-Eschenbach:
Aphorismen.- Parnass-Bücherei Nr. 54, 70 S. (S.41); (Scherz)
Bern 1956.
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"Was ist
herrlicher als Gold?" fragte der König. "Das Licht", antwortete
die Schlange. "Was ist erquicklicher als Licht?" fragte jener. "Das
Gespräch", antwortete diese."
J. W. v. Goethe: Das
Märchen.- John, J. : Goethe Brevier.- 421 S. (S. 178);
(Reclam) Stuttgart 1989.
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"Von der besten
Gesellschaft sagt man: ihr Gespräch ist unterrichtend, ihr
Schweigen bildend."
J. W. v. Goethe: Maximen und
Reflexionen.- John, J. : Goethe Brevier.- 421 S. (S. 164);
Reclam) Stuttgart 1989.
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"Was man
auch gegen solche Sammlungen sagen kann, welche die Autoren
zerstückelt mitteilen, sie bringen doch manche gute Wirkung
hervor. Sind wir doch nicht immer so gefaßt und geistreich,
daß wir ein ganzes Werk nach seinem Wert in uns aufzunehmen
vermöchten. Streichen wir nicht in einem Buche Stellen an, die
sich unmittelbar auf uns beziehen?"
J. W. v. Goethe: Dichtung und
Wahrheit, 2. Teil.- John, J. : Goethe Brevier.- 421 S. (S.
7); (Reclam) Stuttgart 1989.
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"Dass wir gern neue
Bekanntschaften schließen, liegt nicht so sehr am
Überdruß an den alten oder an der Freude am Wechsel, sondern
es mißfällt uns, von denen, die uns zu gut kennen, nicht
genug bewundert zu werden, und wir hoffen, von denen, die uns nicht so
gut kennen, mehr bewundert zu werden."
La Rochefoucauld: Reflexionen oder
Sentenzen und moralische Maximen.-
Universal Bibliothek 678, 96 S. (S. 26);
(Reclam) Leipzig 1963.
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"Die Kunst ist eine
Vermittlerin des Unaussprechlichen; darum erscheint es eine Torheit,
sie wieder durch Worte vermitteln zu wollen. Doch indem wir uns darin
bemühen, findet sich für den Verstand so mancher Gewinn, der
dem ausübenden Vermögen auch wieder zu Gute kommt."
J. W. v. Goethe: Maximen und
Reflexionen.- John, J. : Goethe Brevier.- 421 S. (S. 127);
(Reclam) Stuttgart 1989.
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"Ein echtes Kunstwerk bleibt,
wie ein Naturwerk, für unseren Verstand immer unendlich: es wird
angeschaut, empfunden; es wirkt, es kann aber nicht eigentlich erkannt,
viel weniger sein Wesen, sein Verdienst mit Worten ausgesprochen werde."
J. W. v. Goethe: Über
Laokoon.- John, J. : Goethe Brevier.- 421 S. (S. 131)
(Reclam) Stuttgart 1989.
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"Ich sagte,
dass ich gar wohl wüsste, welche Unordnungen, in der
natürlichen Grazie des Menschen, das Bewusstsein anrichtet."
Heinrich v. Kleist: Über das
Marionettentheater, Berliner Abendblätter, 12.-15. 12. 1810.
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"Es
schicken wohl wenige Menschen Bilder in die Welt, ohne zu glauben, dass
nun jeder seine Zigarette hinlegen oder sich eine anzünden werde,
um sie zu betrachten…Künstler, Galerist, Kurator,
Museumdirektor, der Rezensent kann sie betrachten, wenn er will, aber
nötig ist es nicht, das sind also von tausend Millionen gerade
fünf."
Wolfgang Plass, frei nach Georg
Christoph Lichtenberg,
aus F. H. Mautner (Hrsg.):
Lichtenberg-Gedankenbücher.- J (1789 – 1793), 268 S. (S.
173-174); (Fischer) Frankfurt am Main und Hamburg 1963.
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"Kunst
bringt aus dem Nichts heraus etwas zur Erscheinung, und sie stellt der
gegebenen Naturwelt eine vom Menschen geschaffene gegenüber als
eine andere Wirklichkeit."
Gerhard Ulrich in Andreas Lommel:
Vorgeschichte und Naturvölker.- 176 S. (S. 9);
(Bertelsmann) Gütersloh 1967
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| "Sie
können die Vergangenheit nicht wiederholen." "Nicht wiederholen?" rief
er ungläubig aus. "Wieso, natürlich kann ich". (S. 116). "So regen wir die Ruder, stemmen uns gegen den Strom -- und treiben doch stetig zurück, dem Vergangenen zu." (S. 189).
aus F. Scott Fitzgerald: "Der große Gatsby.- 189 S.; (Diogenes) Zürich 1974. | |
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